Wie wird man dieses Kopfkino nach der Affäre los?

Immer wieder werde ich von Betrogenen gefragt, wie ich denn dieses unerträgliche Kopfkino aus meinem Kopf bekommen habe. Oh ja, ich kann mich noch gut an diese grauenvolle Zeit erinnern. Ständig schwirrten die Gedanken um die Affäre meines Partners in meinem Kopf herum. Und nachts raubten sie mir komplett den Schlaf.
Vor meinem inneren Auge sah ich, wie er mit seiner Affäre den heißesten Sex seines Lebens hatte. Ich malte mir aus, wie sie übereinander herfielen, stellte mir ihre sexy Unterwäsche vor und wie mein Mann sie ihr vom Leib riss.
Die permanenten Gedanken trieben mich fast in den Wahnsinn und kein(e) Betrogene(r) kommt leider daran vorbei. Die gute Nachricht aber ist: Es wird mit der Zeit besser und das Kopfkino verschwindet nach und nach.
Es gibt kein wirkliches Patentrezept zum Abschalten der Gedanken und jeder hat da seine eigene Art damit umzugehen. Das Spektrum reicht von absoluter Verdrängung bis hin zur intensivsten Auseinandersetzung. Aber ich möchte dir berichten, wie ich mit dem Kopfkino nach der Affäre klargekommen bin.
Ich gehöre wohl eher zu der Sorte „intensiver Verarbeiter“. Ich bin grundsätzlich ein Mensch, der immer alles genau wissen möchte und viel hinterfragt. Als die Affäre aufflog, war ich zu keinem klärenden Gespräch mit meinem Mann bereit. Ich wollte einfach nur Abstand und setzte ihn vor die Tür. Somit kannte ich nicht die komplette Geschichte dieser Affäre. Zu den mir bekannten Details phantasierte ich mir im Kopf meine eigene Wahrheit hinzu. Die Realität vereinte sich mit meiner Phantasie zu einer fiesen Masse unerträglicher Gedanken, an denen ich fast zerbrach. Ich konnte in dieser Zeit keinen klaren Gedanken fassen und alles drehte sich bei mir nur um diese verdammte Affäre.
Nach einiger Zeit führten mein Mann und ich ein erstes Gespräch. Ich verlangte absolute Transparenz, Ehrlichkeit und wollte jedes noch so kleine Detail wissen. Mir persönlich hilft es generell, alle Fakten (egal ob gute oder schlechte) offen vor mir liegen zu haben. Nur so kann ich für mich Entscheidungen treffen. Die ehrlichen Antworten meines Mannes taten brutal weh. Aber sie halfen mir dabei, den Phantasieteil aus meinen Gedanken zu streichen.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass dieser Weg nicht unbedingt für jeden geeignet ist. Will man wirklich die ganzen schmutzigen Details hören? Es birgt nämlich auch die Gefahr, noch mehr verletzt und gedemütigt zu werden. Entscheide selber, wie viel du hören möchtest und wie viel du ertragen kannst!
Mit der Zeit bin ich in einen „Ablenkungsmodus“ übergegangen. Die Affäre hat mich sehr gekränkt und verletzt. Und sie hat mich so richtig wütend gemacht. Ich war wütend auf meinen Mann und seine Ex-Geliebte. Und ich war wütend, weil mich die Gedanken an diese Affäre auch im Nachgang noch stark verfolgten. Reicht es nicht, mich mit der Affäre verletzt zu haben? Wieso muss der ganze Scheiß auch noch im Nachgang ständig durch meinen Kopf schwirren? Also begann ich die Gedanken bewusst zu ignorieren, indem ich mich ablenkte. Ich sprintete bei aufgedröhnter Rockmusik im Ohr durch den Wald, putzte bis zum Umfallen das Haus, brachte den Garten endlich auf Vordermann und unternahm viele Spaßausflüge mit meinen Kids. Außerdem tastete ich mich an Yoga und Meditation ran – soll ja heilsam sein für Körper und Seele. Es war jedoch ehrlich gesagt nicht ganz mein Ding. ;-) Ich versuchte alles zu meiden, was mich irgendwie runterziehen könnte. Melancholische Musik im Radio oder Liebesschnulzen und Fremdgehdramen im Fernsehen wurden sofort weggeschaltet.
Als mein Mann und ich uns wieder annäherten, hatte ich somit bereits etwas Abstand zu den Geschehnissen gewonnen. Auch das Kopfkino hat bereits nachgelassen. Es holte mich jedoch noch in ruhigen Momenten ein, meist abends vor dem Einschlafen. Ich versuchte bewusst, die negativen Gedanken durch Positive zu ersetzten. Ich schaute mir gemeinsame Fotos von uns an. Unsere langjährige Beziehung bestand aus viel mehr als dieser Affäre. Wir hatten wunderschöne gemeinsame Zeiten erlebt, sind viel gereist, haben viel gelacht, uns zusammen durch den verrückten Immobilienmarkt geschlagen, ein Haus gekauft und eine eigene Familie mit zwei absoluten Wunschkindern gegründet. Unsere Beziehung hat eine starke Substanz, welche auch Krisen übersteht. Das ist auch der Grund, warum wir uns beide für einen Neuanfang entschieden haben. Diese Affäre war nur ein temporärer, holpriger Zwischenstopp auf unserer gemeinsamen Reise.
Ich hatte für mich Wege gefunden, das Kopfkino zu reduzieren. Den ausschlaggebenden Teil jedoch hat mein Mann geleistet. Auf den ersten Blick total paradox, schließlich war sein Fremdgehen der Grund für mein Kopfkino. Aber eigentlich auch wieder total logisch. Schließlich musste er „Wiedergutmachungsarbeit“ leisten. Denn das Kopfkino kam nicht nur hoch, wenn ich an die Affäre zurückdachte. Es kam auch in normalen Alltagssituationen wieder. Und hier sorgte mein Mann dafür, dass meine Gedanken gar nicht erst in Fahrt kamen. Z.B. ließ er sein Handy immer offen liegen, statt es, wie früher, in der Hosentasche zu tragen. Somit kam ich nicht in die Situation zu denken, er würde wieder heimlich Nachrichten schreiben. Er rief mich mehrmals täglich an um mich zu informieren, wo er sich gerade befindet oder was er macht. Er gab mir vollen Zugriff auf seine dienstlichen E-Mails (seine Affäre war mit einer Arbeitskollegin). Dienstreisen wurden auf ein Minimum reduziert. Wenn er mal verreisen musste, bekam ich sämtliche relevanten Informationen im Vorfeld. Abends telefonierten wir stundenlang miteinander. Dies gab mir die Sicherheit, dass er die Nacht alleine in seinem Hotelzimmer verbrachte.
Für Außenstehende mag das alles wahrscheinlich sehr befremdlich klingen. Aber für mich, als Betrogene, waren dies absolut notwendige Maßnahmen, um in der Anfangszeit mit meinen quälenden Gedanken klar zu kommen. Und ja, ich habe in den ersten Wochen auch regelmäßig in sein Handy und in seine dienstlichen E-Mails geschaut. Und natürlich war mir auch absolut klar, dass er – wenn er wollen würde – auch auf anderen Wegen mich betrügen könnte. Aber er zeigte mit seinen Maßnahmen, dass es ihm sehr wichtig war mein Vertrauen zurückzugewinnen.
Heute kann ich übrigens ganz nüchtern, ohne Kopf- oder Herzschmerzen, an die Geschehnisse zurückdenken.
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