Einmal Fremdgeher, immer Fremdgeher?
Es gibt wohl kaum jemanden, der den besagten Spruch “einmal Fremdgeher, immer Fremdgeher“ nicht kennt. Fremdgehen ist ein Thema, dass viele Menschen beschäftigt und gern mal zu hitzigen Diskussionen führen kann. Bei Betrogenen, die über eine zweite Chance für ihren Partner nachdenken, sorgt dieser Spruch zusätzlich für maximale Verunsicherung. Denn natürlich ist man kurz nach dem Auffliegen der Affäre sehr verwirrt, verletzt und sieht eigentlich alles nur schwarz. Ohne Frage, Untreue in der Beziehung ist ein gravierender Vertrauensbruch. Aber ist es wirklich so, dass Fremdgeher auch zukünftig nicht treu bleiben können?
Klar, es gibt durchaus Menschen, welche einen wiederholten Betrug zu ihrem Lebensmotto machen und keinerlei Reue oder Bereitschaft zeigen, sich zu ändern. Wenn du dich in einer ungesunden, gar toxischen, Beziehung mit so einem Menschen befindest, dann kann ich dir nur den schnellsten Weg Richtung Ausgang empfehlen. Glücklicherweise sind diese sogenannten “notorischen Fremdgeher“ in der Minderheit und es ist wäre unangemessen und oberflächlich, alle Menschen die einmal fremdgegangen sind, pauschal in diese Kategorie zu stecken.
Wenn man glaubt, dass jemand, der einmal fremdgegangen ist, immer wieder untreu sein wird, dann geht man davon aus, dass Untreue eine Charaktereigenschaft ist, die sich nicht ändern lässt. Die Person, die einmal betrogen hat, wäre somit nicht in der Lage, Vertrauen aufzubauen und eine monogame Beziehung zu führen. Dieser Mythos ist jedoch zu einfach. Denn wir alle wissen, dass Menschen sehr komplexe Wesen sind und ihre Handlungen von vielen Faktoren beeinflusst werden. Es wäre falsch anzunehmen, dass eine einzelne Handlung ihr gesamtes Wesen oder ihre moralische Integrität widerspiegelt. Kein Mensch ist perfekt und jeder von uns hat in seinem Leben schon riesen Mist gebaut. Und jeder von uns hat auch schon andere Menschen verletzt, bewusst und auch unbewusst. Das ist Fakt, weil wir Menschen sind und keine Maschinen. Und genau deshalb sind Menschen auch durchaus in der Lage, nach einer Affäre oder einem Seitensprung, ihr Verhalten zu reflektieren, zu bereuen und aktiv an Veränderungen arbeiten. Natürlich erfordert es beim Fremdgeher eine ehrliche Selbstreflexion und den Willen, an sich selbst und der Beziehung zu arbeiten.
Reflektieren sollte auch die betrogene Person und schauen, wo der mögliche Eigenanteil liegen könnte, weshalb die Beziehung bereits im Vorfeld in Schieflage geraten ist. Das ist aber nur möglich, wenn die betrogene Person ihre Opferrolle verlässt. Leider fällt das vielen Menschen schwer, denn die Opferrolle einzunehmen ist ziemlich einfach und auch bequem. Man kann mit dem Finger auf den anderen zeigen und sich komplett der Verantwortung entziehen. „Du hast mich betrogen und alles zerstört. Wegen dir werde ich nie wieder jemandem vertrauen können und glücklich werden! Einmal Betrüger, immer Betrüger!“. Bäm, so einfach! Du musst dein eigenes Verhalten nicht in Frage stellen, bekommst Mitleid und brauchst in der Opferrolle nicht aktiv werden. Und was hast du dadurch gewonnen? Nix!
Wenn dein Partner dich betrogen hat, dann lecke deine Wunden, lass alle Gefühle zu (auch die richtig beschissenen) und brüll dir deinen Schmerz von der Seele. Aber verharre nicht in der Opferrolle! Denn dann bleibst du in deinen negativen Denkmustern mit einer pessimistischen Sichtweise auf das Leben und es könnten dir möglicherweise tolle Chancen entgehen.
Ich habe übrigens den besagten Spruch “einmal Fremdgeher, immer Fremdgeher“ nach der Affäre meines Mannes so einige Male, verpackt in “gut gemeinten Ratschlägen“, gehört. „Mach die Augen auf! Wer einmal betrügt, kann nie treu bleiben!“ „Da könnte ich gar nicht mehr ruhig schlafen. Bei der nächsten Gelegenheit tut er es doch wieder.“ Vielen Menschen schienen meinen Mann damals soooo gut zu kennen und zu durchschauen. Bei mir sträuben sich heute die Nackenhaare, wenn ich diesen besagten Spruch höre oder lese. Ich halte prinzipiell nix von Pauschalaussagen und war in meinem Leben schon mit so einigen Vorurteilen konfrontiert. Als Einzel- und Scheidungskind müsste ich demnach eine verwöhnte und egoistische Göre sein, welche nicht teilen kann und auch nicht in der Lage ist, eine funktionierende Beziehung zu führen. Und dann hatte mein Mann ja auch noch eine Affäre. Zusammengefasst müsste ich ein emotionales und soziales Wrack sein. Bin ich aber nicht, ganz im Gegenteil. :-)
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